Qualifizierung zum Bildschirmfachberater (BSFB)
Zur Erweiterung der Delegationsmöglichkeiten für Praxismitarbeiter hat der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e. V. ein zertifiziertes Ausbildungskonzept erstellt, das Betriebsärzten die Möglichkeit gibt, sich qualifiziert für die Bildschirmarbeitsplatzberatung zu entlasten.
Speziell ausgebildete Mitarbeiter (Bildschirmfachberater, BSFB) können so im betreuten Betrieb die ergonomische Bildschirmfachberatung unter den im Büro vorhandenen Ausstattungen durchführen.
Die Idee dahinter: Der BSFB führt den Sehtest im Betrieb durch und berät vor Ort am Arbeitsplatz der betroffenen Person. Der BSFB erstellt nach der Beratung ein vorgefertigtes Check-up/ Beratungsprotokoll für den Betriebsarzt (Dokumentationspflicht).
Grundlage für die arbeitsmedizinische Vorsorge am Bildschirmarbeitsplatz ist die AMR 14.1. Diese Anforderung wird durch eine nachgehende Beratung durch eine speziell ausgebildete und zertifizierte Person nicht beeinträchtig oder verändert. Das heißt, die ärztliche Leistung und Verpflichtung wird damit nicht substituiert.
Der Aufwand im Überblick
2 Ausbildungstage
2 Begleitungen bei Bildschirmarbeitsplatzberatungen
2 selbst durchgeführte Bildschirmarbeitsplatzberatungen unter fachlicher Betreuung des Arztes oder einer fachlich geeigneten SiFa
Das Ausbildungskonzept
Der erste Ausbildungstag umfasst die gesamte Theorie, um vor Ort Bildschirmberatung durchführen zu können. Ein Handout mit einer Begehungscheckliste bzw. einem Beratungsprotokoll wird jedem Teilnehmer ausgehändigt. Dieser Tag schließt mit einer Teilnahmebescheinigung ab.
Teil I: Anatomie und Physiologie des Auges und des Sehens
1 Anatomie des Auges
1.1 Aufbau des Auges
1.2 Eigenschaften und Funktionen der Bestandteile
2 Das visuelle System
3 Sehfunktionen
3.1 Sehschärfe
3.2 Kontrastwahrnehmung
3.3 Gesichtsfeld
3.4 Farbwahrnehmung
3.5 Akkommodation
3.6 Wirkung optischer Strahlung auf Organ- und Stoffwechselvorgänge
3.7 Tränenflüssigkeit
3.8 Häufige Augenerkrankungen (Macula-Degener., Glaukom, Katarakt, Netzhauterkrg.)
Teil II: Visuelle Beanspruchung, Beschwerden, Sehhilfen
1 Belastung und Beanspruchung
2 Monofokale Sehfelder, Myopie, Hyperopie, Anisometropie
3 Presbyopie
4 Winkelfehlsichtigkeit, asthenoptische Beschwerden, Pola-Test
5 Brillengläser für Bildschirmarbeitsplätze
5.1 Arten
5.2 Spezifische Parameter von Brillengläsern
6 Ursachen für Beschwerden am Bildschirmarbeitsplatz
6.1 Arbeitsplatz-Aspekte
6.2 Physiologische Aspekte
6.3 Optometrische Aspekte
6.4 Spezifisch-anatomische Aspekte
7 Erforderliche Informationen für Bildschirmarbeitsplatz
7.1 Charakteristische Tätigkeitsmerkmale
7.2 Entfernungen der Augen
8 Gesetzliche Grundlagen: ArbMedVV, AMR, ArbstV
9 Screening
9.1 Sehschnelltest-Geräte
9.1.1 Aufbau
9.1.2 Testmöglichkeiten mit den Geräten
9.2 Geräte – Anwendung (Hinweise)
9.3 Fragen an den Probanden
10 Hinweise zum Einsatz von Brillen
10.1 Universalbrillen
10.2 Spezielle Bildschirmarbeitsplatzbrillen
10.3 Gründe für Notwendigkeit von speziellen Bildschirmarbeitsplatzbrillen
Teil III: Beurteilung des Sehvermögens
1 Allgemeines
2 Grundlagen, Anatomie
3 Physiologie
4 Untersuchung nach G 37
5 Rechtsgrundlagen (ArbMedVV, AMR)
6 Korrektur, Sehhilfen
7 Ergonomie
7.1 Arbeitsmittel
7.2 Flächenbedarf
8 Beschwerden durch Bildschirmarbeit
8.1 Rückenbeschwerden
8.2 Visuelle Beanspruchung
9 Richtiges/Dynamisches Sitzen
9.1.Einstellung der Armlehnen
9.2 Sitz/Steharbeitsplatz
10 Bürodrehstuhl
11 Arbeitstisch
12 Fußauflage
13 Tastatur
14 Bildschirm( Blaulichtgefährdung)
15 Anordnung der Arbeitsmittel
16 Blendung
17 Beleuchtung
18 Auflösungsvermögen des Auges
19 Licht und physiologische Einflüsse
19.1 Blaulichtgefährdung
20 Farbgestaltung
21 Beleuchtungsstärke
22 Leuchtdichteverteilung
23 Schatten / Verschattung
24 Lichtfarben
25 Anordnung von Deckenleuchten
26 Lärm im Büro
27 Raumklima
28 Drucker
29 Strahlung (WLAN, Bluetooth, SAR-Werte),
30 Pflanzen im Büro
An den ersten Ausbildungstag schließt sich eine Praxisphase von einigen Wochen an. In dieser Zeit begleitet der angehende BSFB den Betriebsarzt oder eine SiFa bei mindestens zwei Bildschirmberatungen vor Ort. In diesem Abschnitt wird die qualifizierte Beratung vor Ort erlernt. In demselben Zeitraum führt der angehende BSFB unter Kontrolle zwei Beratungen – mit entsprechendem Feedback – selbst durch. Wird dem angehenden BSFB die Eignung und korrekte qualifizierte Beratung vom Arbeitsmediziner/Betriebsarzt bestätigt, kann er sich mit entsprechender formloser, schriftlicher Bestätigung des Betriebsarztes zum zweiten Ausbildungstag anmelden.
Der zweite Ausbildungstag wird überwiegend an praktisch/theoretischen Übungen durchgeführt und mit einer Gruppenprüfung abgeschlossen. An diesem Tag werden die „Feinheiten“ der Beratung und korrekten Dokumentation geübt. Zu diesem zweiten Ausbildungstag wird gewünscht, dass der Proband eine Fotografie eines Bildschirmarbeitsplatzes mitbringt, an dem eine Beratung stattgefunden hat. Der Proband erklärt den Teilnehmern die erfolgte Beratung. Nach erfolgreicher Absolvierung des zweiten Ausbildungstages wird ein Zertifikat zur Befähigung der selbständigen Bildschirmfachberatung erteilt.
Teil I: Einführung bzw. Wiederholung der wichtigsten Ergonomie-Grundlagen
Jeder Teilnehmer bringt ein Bild von seinem durchgeführten Vorort-Beratungsbeispiel mit.
– Repetitorium Ergonomie
– Flächenbedarf
– Beschwerden durch Bildschirmarbeit
– Rückenbeschwerden
– Richtiges/Dynamisches Sitzen
– Einstellung der Armlehnen
– Bürodrehstuhl
– Arbeitstisch
– Fußauflage
– Tastatur
– Bildschirm (Blaulichtgefährdung)
– Anordnung der Arbeitsmittel
– Blendung
– Beleuchtung
– Anordnung von Deckenleuchten
– Farbgestaltung
– Messen der Beleuchtungsstärke
– Verschattung
– Lärm im Büro
– Raumklima
– Drucker
– Strahlung (WLAN, Bluetooth, SAR-Werte),
ca. 1,5 Std.
Teil II: Analyse von Bildschirmarbeitsplätzen (Referenten-Bilder)
Gemeinsame Fehleranalyse der ergonomischen Arbeitsplätze und Erarbeitung von Empfehlungen zur Arbeitsplatzumgestaltung Dokumentationsübungen. (ca. 1,5 Std.)
Teil III: Besprechung von mitgebrachten Bildern aus Bildschirmfachberatungen
insbesondere der gemachten Empfehlungen für die Arbeitsplatzumgestaltung
Dokumentation der beratenen Arbeitsplätze (ca. 1,5 Std.)
Teil IV: Besprechung in Gruppen von ergonomischen/nicht ergonomischen Arbeitsplätzen
Wissensabfrage (ca. 1,5 Std.)
Bei erfolgreichem Abschluss der Wissensabfrage wird das Zertifikat 'Bildschirmfachberater' erteilt.
Wird die Teilnahme an der VDBW-Fortbildung „Sehen und Auge“ durch die Teilnahmebescheinigung innerhalb der letzten zwei Jahre nachgewiesen, kann der erste Ausbildungstag mit einer kleinen Ergänzung/Aktualisierung der Unterlagen und einer Kostenbeteiligung in Höhe von 35 Euro anerkannt werden. In diesem Fall ist nur noch der Praxisteil und der zweite Ausbildungstag zu erbringen. Bei erfolgreichem Abschluss wird das Zertifikat erteilt.